Leben ohne Dusche und Wanne treibt Autorin in Wahnsinn

Ein Leben ohne Dusche und Wanne

Aber mit Waschbecken. Ein Selbstversuch. Teil 3.

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Drei Tage ohne Dusche – und vor allem ohne die GELIEBTE Wanne – treiben Maja Keaton in den Wahnsinn. Nachdem sich die Autorin 2 ½ Tage lang mehr oder weniger erfolgreich mit Waldbaden über Wasser hielt, badet sie nun in ihren eigenen Büchern. Und schreibt außerdem über sich in der dritten Person. Aber nur bis hier.

Ich gebe zu, dass bei meinem trockenen Wannenbad auch einige meiner Lieblingszeitschriften mit am Start waren. Allesamt Magazine mit wunderschönen Fotos von herrlichen Häusern und Gärten. Das Wannen-Foto entstand nur, um mal was anderes zu zeigen als die grün- und braunlastigen Waldaufnahmen, mit denen ich heute Vormittag meine paar, aber dafür umso tolleren Follower auf Instagram bombardiert habe. Das war kein Auswuchs des Badeentzugs, bzw. der Rückkehr zu Großmutters Methoden einer gründlichen, aber wassersparenden Körperreinigung. So etwas wie eine Badesucht gibt es doch gar nicht. Da widerspreche ich vehement Frau Prof. Dr. Dr. Not Addicted to a Bath Tub Full of Hot Water.

Nicht nur ich bin wahnsinnig. Hey, es ist schon ein Wahnsinn, ein Schild an einen Baum zu nageln. Noch wahnsinniger ist es nur noch, ein Schild in den Baum einwachsen zu lassen. Wer hat sich denn das ausgedacht?

Das Leben ohne Dusche und Wanne bringt jedenfalls Zeitreserven an die Oberfläche, von der ich nie geglaubt hätte, über sie zu verfügen. Was natürlich perfekt ist für die Endphase eines Romans. Denn da muss man geradezu in Zeit schwimmen. Man braucht Zeit, um sich den eigenen Roman so ungefähr 350 Mal durchzulesen. Und das in aller Ruhe und konzentriert. Um möglichst auch den letzten Fehler rauszufischen und drei- bis zehntausend Wörter zu versenken, bei denen man als Leserin einschlafen würde.

Manchmal muss man auch noch schnell ein paar Sätze hinzufügen. In „Des Schicksals mieser Zeitplan der Liebe“ haben Julie und ich nachträglich eine weitere Perspektive eingebaut, weil wir fanden, dass wir über den guten Paul Darlow (ein Prachtkerl, nur um das mal zu erwähnen), einfach noch viel mehr wissen wollten. Diese sechs oder sieben Kapitel müssen natürlich ebenfalls gründlich durchgewischt werden, um im Thema zu bleiben.

Ich kann euch sagen: Ich liebe dieses Buch, ich könnte es noch zehnmal durchlesen, mindestens. Ich glaube sogar, dass es der beste Roman ist, den Julie und ich je fabriziert haben. Aber ich bin froh, wenn ich wieder mit Wasser in der Wanne liegen darf.


Beim Waldbaden kommt man auf Ideen, z.B. Holunderblüten zu pflücken. Hier liegt er schon im Topf. Daraus wurde Holundermilch.

Bis dahin halte ich mich weiterhin mit dem 3-Liter-Waschbecken und gelben Waschhandschuhen rein. Für die Entspannung beehre ich vorübergehend den Wald mit meiner Anwesenheit und poste grün-braune Fotos auf Instagram. Denn eins muss ich schon auch zugeben: In so einem Wald entdeckt man ja wirklich hinter jedem Baum irgendwas. Schleimige Schnecken, die Baumstämme hochklettern, fliehende Mäuse, schimmlige Bäume, unglaublich hässliche und auch unglaublich giftige Pilze, Blümchen.

Manchmal hört man auch Leuten zu.

Zum Beispiel dem Raucher im Walde, der seiner Dackelin beim Gassigang erzählt, dass er es leid ist, immer allein zu Mittag zu essen. Dass er endlich einen Ersatz für das Frauchen will, es aber keine Frau gibt, die seiner geliebten XY das Wasser reichen kann. Oder dem Paar, das vorgibt, sich zum Joggen zu verabreden. Aber was kriecht da in meine Liebesgeschichten-erprobten Ohren? Ich schweige stille. Nur so viel: Die Nummernschilder auf den Autos der beiden – unterschiedliche Städte. Und auf beiden Rückbänken Kindersitze. Wo-hoo.

Für solche Einsichten wasch ich mich doch gern mal ein paar Tage am Waschbecken. Ich kann ja dann immer noch durchdrehen.

Mit sauberen Grüßen,

Eure Maja Keaton

***

Haufenweise Fotos von meinem heutigen Waldbaden auf Instagram. Ihr findet mich unter MajaKeaton.

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